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Harry Potter lebt bei seinen grässlichen Verwandten, die ihn nicht ausstehen können. Eines Tages kommt ein Brief, der sein ganzes Leben verändert. Es ist eine Einladung nach Hogwarts -- Schule für Hexerei und Zauberei. Erst jetzt, mit elf Jahren, erfährt Harry von seinen besonderen Fähigkeiten und seiner Berühmtheit. Denn in der Zaubererwelt kennt jedes Kind seinen Namen. Wieso das so ist, erfährt er im Laufe seines ersten Jahres in Hogwarts. Zusammen mit seinen neuen Freunden Hermine und Ron kommt er hinter das Geheimnis des Steins der Weisen.
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Muss man noch was zu diesem 1. Buch einer Serie sagen, die mittlerweile fast so bekannt wie die Bibel ist, aber vermutlich wesentlich häufiger gelesen als diese?
Nun ja - warum nicht?
H.P. ist ein Phänomen. Was hat dieses Buch, was all die anderen ordentlich und phantasievoll geschriebenen Bücher nicht haben? Wieso versetzt der Kampf eines kleinen Jungen gegen das Böse die Welt in einen hysterischen Ausnahmezustand? Denn mal ganz ehrlich: ein zaubernder Jugendlicher ist nicht originell, egal, wie viele niedliche, atmossphärenbereichende Zutaten mit in die Suppe geworfen werden. Ein böser Zauberer, der die Weltherrschaft an sich reißen will, Terror, Angst und Schrecken verbreitet - kennt man schon. Quasi das Salz, der Pflichtteil.
Warum also kloppen sich Erwachsene mit ihren 8jährigen Kindern darum, wer den neuesten Potter zuerst lesen darf? Warum gibt es ca. 1 Millionen Seiten im Web, in quasi jeder Sprache, zum Thema Harry Potter und seiner Schöpferin? Warum sind die Filme, die ohne die Bücher wie schrillbunter Wahnsinn ohne Methode wirken, solch ein Mega - Hit?
Tja. Nobody knows. Stöckelschuhe sind schließlich auch unbequem und Gelenkvernichtend, und trotzdem ein Dauerbrenner weltweit.
Meine erste Begegnung mit Harry hatte ich, als der Hype noch nicht ausgebrochen und erst 2 Bücher auf Deutsch erschienen waren. Ich las es flott herunter, wunderte mich, wie schnell es beendet war, legte es beiseite. Ca. 1 Woche später hatte ich quasi den gesamten Inhalt vergessen, was mir normalerweise bei Büchern, die ich mag, nicht passiert.
Ich las das 2. Buch, das gleiche geschah. Aber irgendetwas blieb. Irgendetwas, das mich ungeduldig und unruhig auf den 3. Teil warten ließ. Wieso nur? Ich weiß es nicht.
Fakt ist:
Dieses Buch ist auf eine unglaubliche Weise geschrieben, die es für Kinder lustig und für Erwachsene interessant macht. Szenen, die minimal anders geschrieben das Zeug zu einem blutgefrierenden Horrorschocker hätten, werden mit lustiger Wortwahl und gelegentlich kleinen Irrwitzigkeiten so entschärft, das auch 6jährige (sofern sie etwas robust sind) keine Alpträume leiden müssen. Denn mal ehrlich: es beginnt mit der diffus lapidar geschilderten Erzählungen eines bestialischen Doppelmordes und Angriffs auf ein Baby. Aber zwischen all den Spielereien mit Zitronenbrause und Katzenwandlerinnen fällt das nicht so böse auf. Dann erfahren wir, wie ein kleiner Junge seelisch und körperlich misshandelt und gefoltert wird, auf eine Art und Weise, die eigentlich Amnesty International auf den Plan rufen müsste. Aber zwischen all den Beschreibungen, wie lächerlich die Dursleys eigentlich sind, wie dumm und hässlich, fällt das gar nicht so böse auf.
Ein Riese kommt und entführt den kleinen Jungen in eine fremde Welt, nachdem er sein Vertrauen mit Süßigkeiten erschlichen hat. Das hätte das Ende des kleinen Jungen sein können, aber der Riese ist so nett und lustig und ein klein bisschen albern und hilflos, das ist okay.
In dieser fremden Welt wird schnell klar gemacht, dass es auch dort "Rassenhass", Vorurteile und Grausamkeiten gibt. Aber da sind so viele Nettigkeiten, Quidditch und Zauberhaftigkeiten, da fällt das gar nicht so böse auf.
Ein Troll will ein elfjähriges Mädchen totschlagen, und ist damit auch fast erfolgreich. Ein dreiköpfiger Hund gibt sein Bestes, Schülern den Kopf abzubeißen. Ein Drachenbaby mit der falschen Mami (oder Papi) sorgt für unglückliche Verwirrung. Ein Monster schlachtet Einhörner ab. Ein Lehrer trägt eben dieses Monster in seinen Hinterkopf und will Harry töten.
Ja, Halllloooooo? Kinderbuch???
Aber sicher doch. Immer noch. Der Lehrer stottert schließlich und ist deshalb eher lustig. Und das Monster wird nur gerade kurz genug erwähnt, dass man zu den viel netteren Zentauren überleiten kann. Der Troll wird fachgerecht K.O. geschlagen, der Hund bekommt ein paar Schlaflieder verordnet und alles ist gut...
Die Brillanz dieser Schreibweise ist verehrungswürdig. Rowlings schreibt exquisiten Horror auf liebenswürdige, verspielte Weise. Sie schickt ihre Helden ohne zu zögern in jeglichen Fettnapf, ohne sie lächerlich zu machen. Sie vermeidet jeglichen Pathos, ihre Helden weinen nie wirklich. Ihr Leid ist mit Händen greifbar, wird aber immer rechtzeitig durch ein Lächeln gemildert. Sie entfacht ein Feuerwerk von Emotionen, und irgendwie sind die immer positiv. Trotz all des Schreckens.
Dazu die Charaktere, die völlig überzeichnet sind, eigentlich eindimensional sein müssten bei all dieser Überzeichnung. Es aber eben nicht sind.
Fazit: Eine erschreckende Horrorfantasyromantragikkomödie mit hohem Spaßfaktor. Absolut Kindertauglich ab ca. 8 Jahren (robuste Kinder schon ab 6, Sensibelchen vielleicht doch erst ab 12).
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