Anna erwachte weil ihr kalt war und tastete nach ihrer Bettdecke. Sie zog sie hoch und kuschelte sich hinein als sie plötzlich das Gefühl beschlich, dass etwas nicht stimmte. Die Decke… Sie fühlte sich nicht an wie ihre Decke und sie roch auch anders. Irritiert runzelte sie die Stirn und öffnete die Augen. Es war stockdunkel und dennoch hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass sie nicht in ihrem Schlafzimmer war. Und es roch wirklich anders. In ihrer Wohnung duftete es immer leicht nach Vanille, wegen dem Raumerfrischer, den sie im Flur stehen hatte. Sie mochte den leicht süßlichen Vanilleduft, der sich in ihrer ganzen Wohnung festgesetzt hatte. Hier roch es definitiv nicht nach Vanille und es war kalt – richtig kalt. Träumte sie? Anna tastete nach ihrer Nachttischlampe und ertastete nur… Bett! Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie setzte sich auf und wartete darauf, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Allerdings half ihr das nicht sonderlich viel, denn sie konnte immer noch nichts erkennen. Wie konnte das sein? Durch ihre Vorhänge fiel zumindest immer ein klein bisschen Mondlicht, so dass man zumeist wenigstens die Umrisse der Möbel erkennen und den Weg zur Toilette finden konnte. Sie atmete tief durch und tastete erneut nach ihrer Nachttischlampe oder nach irgendeiner Lampe. Was ihre Finger berührten war eine Art Vorhang. Erschrocken riss sie die Hand zurück. Was war das? Wo war sie? War das doch ein Traum? Sie robbte vorsichtig zum Ende des Bettes. Hier musste es doch irgendwo einen Lichtschalter geben. Sie würde sich schon viel besser fühlen, wenn sie etwas sehen konnte. Langsam stand sie auf um sich vorsichtig durch den Raum zu tasten. Es war wirklich verdammt kalt. Eine Gänsehaut hatte sich auf ihrem gesamten Körper ausgebreitet und ihre Zähne fingen an hörbar aufeinander zu schlagen. Ihre Füße waren eiskalt. Anna tastete sich zähneklappernd am Rand des Bettes entlang und stieß gegen etwas. Es schien ein Pfosten zu sein, ein Pfosten mit Vorhang. Sie hatte in einem Himmelbett gelegen. Wenn ihr nicht so kalt gewesen wäre und wenn die ganze Situation nicht so unheimlich gewesen wäre, hätte sie das vermutlich cool gefunden. Bei diesen Gedanken wurde ihr bewusst, dass ihre nackten Füße auf einem Steinfußboden standen und nicht auf einem Teppich. Ein Grund mehr dafür, dass ihre Zähne klapperten und langsam wusste sie nicht mehr, ob es von der Kälte kam oder von der Angst, die sie immer mehr beschlich. War das doch ein Traum? Aber wenn es ein Traum war, dann war der realistischer als alle Träume, die sie bisher gehabt hatte in ihrem Leben. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Erschrocken drehte sie sich um und blieb wie erstarrt stehen. Der Raum war plötzlich erleuchtet. An den Wänden hingen Kerzenleuchter und auf einem Sekretär stand ein großer schwerer Kerzenleuchter, alle Kerzen brannten und tauchten den Raum in ein warmes, leicht flackerndes Licht.
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