Das Forum der Lese-Ecke

Hier können sich alle Bücherfreunde und Leseratten austauschen und ihre Rezensionen reinsetzen, die auch auf der Homepage erscheinen werden
Aktuelle Zeit: 30.10.2016, 17:49

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 9 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Oktobergedichte
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 07:36 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Passend zur Jahreszeit werde ich mal die Gedichte aus dem alten Forum neu einstellen. Vielleicht habt ihr ja auch noch ein paar andere, die gut hierzu passen.

Oktoberlied von Theodor Storm

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und lass es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenkt ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen.

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 07:38 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Der Oktober von Erich Kästner

Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.

Geh nur weiter, bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei's zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen,
hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?

Geh nicht wie mit fremden Füßen
und als hättst du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
Lass den Herbst nicht dafür büßen,
dass es Winter werden wird.

Auf den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sind's Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter, bleib nicht stehn.

Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter,
denn das Jahr ist dein Gesetz.

Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
"Stirb und werde!" nannte Er's.

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 07:40 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Herbstgedicht von Hansjürgen Katzer


Die weißen Nebel wandeln nun,
wohl übers Land, dem holden.
Des Herbstes Sonne mag bald ruh´n,
noch sind die Tage golden.

Es färbt sich schon der Blätter Laub,
in all den bunten Farben.
Der Wind übt froh an ihnen Raub
und scheint viel Spaß zu haben.

Es schwindet bald der Tage Lust,
die Schauer bringen Kühle.
Monotonie durchdringt die Brust,
wo vorher heiße Schwüle.

Die grauen Tage reifen still,
es brechen sich die Schatten.
Der Sommer zügig sterben will,
den wir so lange hatten.

Es ist nun Herbst, das Jahr packt ein,
und reicht uns seine Hände.
Noch fließt ein warmer Sonnenschein,
doch geht der bald zu Ende.

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 07:41 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Herbstbild von Friedrich Hebbel

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.


Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 08:20 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Herbstgedicht von Helmut Schmelmer

Blatt für Blatt
Am Boden schwelend
Glüht der Sommer aus
Sein Schoß noch offen
Wärmt die Kerne
Spät erst fällt
Die Ahornfackel
Auf den Modergrund
Und Karren rumpeln
Sie beiseite
Steil herab
Aus kahlen Kronen
Sinkt ein Hohngekrächz
Wie Eisgefieder
Auf die Brache
Doch es stürmt
Aus leeren Furchen
Tosender Choral
Ins Windgewölbe
Der Flut entgegen


Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 08:24 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Herbsttage von Rainer Maria Rilke

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 08:24 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Das treibende Blatt von Hermann Hesse

Vor mir hergetrieben
Weht ein welkes Blatt.
Wandern, Jungsein und Lieben
Seine Zeit und sein Ende hat.

Das Blatt irrt ohne Gleise
Wohin der Wind es will.
Hält erst in Wald und Moder still...
Wohin geht meine Reise?


Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 08:25 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Lebenstanz von Sabine Balzer

Durch Herbstsonne
goldgelb getünchtes Blatt
lass dich los,
lass dich fallen!

Gib dich hin
der Aufforderung
des Windes,
der dich führt
zum letzten Tanz
deines Lebens.


Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.09.2006, 08:31 
Foren-Besitzer
Benutzeravatar

Registriert:
12.06.2006, 19:38

Beiträge: 677

Offline
Oktobersturm von Christian Morgenstern

Schwankende Bäume
im Abendrot -
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod -

Blättergeplauder -
wirbelnder Hauf - -
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.


Bild


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 9 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de
Style sublese2 © 2009, by smilie, phpbbplus.de