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Hildegunst ist als junge Großechse auf der uneinnehmbaren Lindwurmfeste aufgewachsen, einem Ort, an dem jeder davon träumt, einmal ein ganz großer Schriftsteller zu werden und zu diesem Zweck von den Eltern mit einem ”Dichtpaten” ausgestattet wird. Hildegunsts Abenteuer nimmt seinen Anfang, als sein Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler das Zeitliche segnet und ihm ein Manuskript hinterlässt, das es in sich hat: Nur zehn Seiten umfasst es, aber es ruft beim Leser eine Vielzahl stärkster Empfindungen hervor wie kein anderer Text der zamonischen Literaturgeschichte.

Leider kennt Hildegunst den Namen des Autors nicht, denn Danzelot hatte die Erzählung von einem angehenden Schriftsteller erhalten und diesem empfohlen, sein Glück in der Bücherstadt Buchhaim zu versuchen. Und so macht sich Hildegunst auf den Weg in die Stadt der Träumenden Bücher, wo an jeder Straßenecke finstere Antiquariate auf Kunden lauern, magisch begabte Buchimisten ihr Unwesen treiben und auch sonst zahllose Gefahren die dem ahnungslosen Bücherliebhaber drohen ...

Um es gleich zu sagen: Moers’ Übersetzung aus dem Zamonischen ist vorzüglich gelungen. Mit großer Sprachgewalt beschwört er die exotische Bücherstadt mit all ihren merkwürdigen Lebensformen herauf. Ob gepanzerte Bücherjäger, Nebelheimer Trompaunenkonzerte oder Katakomben voller Erstausgaben und ”Gefährlicher Bücher” -- das vorliegende Werk ist eine Großtat der Völkerverständigung. Nicht nur die gekonnt ins Deutsche gerettete Makrostruktur des Buches und die zahllosen Illustrationen legen Zeugnis ab von Moers’ Kunst, auch im Detail hat er Herausragendes geleistet. Überaus staunenswert sind vor allem die herrlichen Alliterationen in Sätzen wie ”Eine Weile lauschte ich den beängstigenden Lauten der Labyrinthe ...” -- man kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Die Stadt der Träumenden Bücher ist ein Roman, der auch in Buchhaim für größtes Aufsehen sorgen würde, und das will etwas heißen!

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Es ist ein bisschen schwierig, dieses Buch in irgendeine Kategorie einzuordnen. Deshalb habe ich es hierhin gesetzt. Für jüngere Kinder unter 12 Jahren ist es zu schwierig und auch ein wenig zu brutal (da werden nicht nur Bücher gefressen...). Ein Fantasy - Buch für Erwachsene ist es auch nicht. Moers entzieht sich mal wieder jeder Schublade, und verdammt, das ist auch gut so.

Ja, der Humor ist teilweise etwas dick aufgetragen. Der wandelnde Irrsinn kann einem zwischendurch wirklich zuviel werden, die genialen Wortspiele hätten eeeetwas sparsamer geschmissen werden dürfen. Aber es macht so viel Spaß, dieses Buch zu lesen! Man kann Wochen damit verbringen, die Namen der Buchlinge entschlüsseln zu wollen (nein, ich bin nicht weit gekommen, ich Kunstbanause ). Die allegorischen Bezüge zu Verlegern, Buchhändlern, Lektoren, hoffnungslose Schriftstellertalente, Verlagswesen als solches und Leserverhalten im allgemeinen sind kein bisschen subtil (eher wie ein Dampfhammer), aber so treffend, so gemein! So genial! Das Orm ist mit dir, Walter Moers! Möge es bei dir bleiben! Dieses Buch ist ge-ni-al.