Der Autor Jussi Adler-Olsen sieht Parallelen zwischen seinen Romanen und der Realität.

Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen hat sich ein neues Arbeitszimmer eingerichtet.
Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen hat sich ein neues Arbeitszimmer eingerichtet.

Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen hat sich ein neues Arbeitszimmer eingerichtet.

dpa

Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen hat sich ein neues Arbeitszimmer eingerichtet.

Allerød. Jussi Adler-Olsen ist müde – und mit dem fünften Band seiner Dezernat-Q-Serie inzwischen ein Jahr in Verzug. Ob seine neue Schreibwerkstadt im frisch gekauften „Arbeitshaus“ im kleinen Allerød bei Kopenhagen Deutschlands derzeit meistgelesenem Krimiautor hilft, ist zunächst fraglich.

Denn schon am Dienstag muss der 62-jährige Däne das Haus, in dem sich auch ein Musikstudio befindet, für mehrere Tage wieder verlassen. Eine neue Lesereise ruft, Alder-Olsens Protagonist, Kommissar Carl Mørck, muss warten.

Wien, Berlin und Hamburg stehen auf dem Plan – zur Vorstellung des auf Deutsch erschienenen vierten Bandes „Verachtung“. Im Oktober reist der Autor zur Frankfurter Buchmesse. Trotz Stress’ freut sich Adler-Olsen auf sein deutsches Publikum: „Es ist irgendwie mehr in Feststimmung als das dänische“, sagt er. „Die Deutschen amüsieren sich besser, fürchten sich stärker und sind konzentrierter.“

Frühere Romane wurden von der Realität bereits eingeholt

Mit Furcht kennt Adler-Olsen sich als Krimiautor aus. Er sieht zwischen seinen Romanen und der Realität sogar viele Parallelen. „Es mag arrogant klingen, aber ich habe so etwas wie in Utøya vorhergesehen“, sagt er zum Breivik-Attentat.

„Die allerersten Romane, die ich geschrieben habe, sind ja schon von der Wirklichkeit eingeholt worden. Zum Beispiel schrieb ich ,Frau im Käfig’ („Erbarmen“) vor dem Fall Natascha Kampusch.“

Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Filmwissenschaft. Der 62-jährige Däne arbeitete unter anderem als Redakteur und Komponist.

Sein erstes Buch „Das Alphabethaus“ erschien 1997 in Dänemark, 2012 in Deutschland. Seit 2009 veröffentlicht Adler-Olsen in Deutschland seine Serie über das Sonderdezernat Q. Die Thrillerreihe soll bald verfilmt werden – unter Beteiligung des ZDF.

Die eigene Realität des Autors ist indes erfreulicher – und war in der Vergangenheit vor allem abwechslungsreich: Zwölf alte Häuser hat Adler-Olsen selbst instand gesetzt und mit steuerfreiem Gewinn weiterverkauft. 1981 half er bei der Organisation des „Friedensmarsches“ von Kopenhagen nach Paris, ging dabei 35 Kilometer bis Roskilde (Dänemark) und dann von Südbelgien zu Fuß in die französische Hauptstadt.

In jungen Jahren hat Adler-Olsen sogar in Musikbands gespielt. Er verehrt Jimi Hendrix, und kaufte sich gerade eine Gibson – für die dänischen Verleger eine Hiobsbotschaft. Schließlich ist ihr Absatz in diesem Jahr um zehn Prozent gefallen. „Buchhändler lechzen nach neuem Jussi-Krimi“ titelte die Zeitung „Aarhus Stiftstidende“.

Die weltweite Verkaufszahl nähert sich der Zehn-Millionen-Marke

Für den Autor ist Deutschland viel wichtiger. Er hat in den vergangenen Wochen die komplette Dezernat-Q-Serie, auf der Spiegel-Bestsellerliste platziert – mit „Verachtung“ an der Spitze. Dank des deutschen Erfolgs nähert sich die weltweite Verkaufszahl der Zehn-Millionen-Marke.

Dass er im Kielwasser der „Millennium“-Trilogie des 2004 verstorbenen Schweden Stieg Larsson nach vorn gekommen ist, stört ihn nicht – wohl aber, dass seine Serie sich mit den deutschen Titeln eng an die Larsson-Titel „Verblendung“, „Vergebung“ und „Verdammnis“ anlehnt. „Schon allein, weil man sich nie merken kann, welcher Titel zu welcher Geschichte gehört“, sagt er und fügt an, dass er stolz sei, so viele Menschen zu erreichen. Auch, wenn sich dadurch der Terminkalender praktisch von alleine füllt.

„Im Grunde bin ich Unternehmer“, sagt er. Eine Verlagsgründung soll vor der Tür stehen. Unter dem Strich „eine Luxus-Last“. Aber der fünfte Band muss zügig fertig werden. Und dann ist erst die Hälfte der Wegstrecke von zehn Bänden mit Kommissar Mørck geschafft: „Ich sehe das als einen großen Roman mit zehn Kapiteln“, sagt der Autor, der den „großen Roman“ an einem kleinen Schreibtisch mit Glasplatte fertigschreiben will.

Frau Hanne hat ihren Arbeitsplatz gegenüber. „Sie kann von da aufpassen, dass ich schreibe“, sagt der fußballbegeisterte Adler-Olsen mit einem Grinsen. „Wäre es nicht das Allerschönste, wenn wir den Rest des Lebens einfach die Beine hochlegen und Champions League gucken könnten?“

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