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Der Geisterreiter

Ein Reiter kam daher
auf einer Straße mit wenig Verkehr.
Ich war zu Fuß
und dacht' mit Verdruss:
Wenn ich nur auch ein Reittier hätte!
Doch ich hatte nur eine Brotzeittüte.

Der Gaul war kohlschwarz, der Reiter bleich,
als kämen sie aus dem Totenreich.
Der Mann hatte weißes, schütteres Haar,
und sein rotglühendes Augenpaar
entdeckte mich am Straßenrand.
Ich war wie gelähmt, von seinem Blick wie gebannt.

Unter mir begann die Erde zu beben.
Panik ergriff mich und Angst um mein Leben.
Sie kamen rasch näher.
Ich wollte fliehen.
Mir versagten die Beine.
Ich lag auf den Knien.

Ich stand wieder auf, fing an zu rennen.
Es schienen uns nur noch Sekunden zu trennen.
Ich hörte hinter mir das Klappern der Hufe,
des entsetzlichen Reiters grässliche Rufe.
Der heiße Atem des Gauls war ganz nah.
In meiner Not bot ich dem Tier die Tüte dar.

Das Pferd blieb stehen und blähte die Nüstern,
glotzt' auf die Tüte und schaute ganz lüstern
auf meinen Kuchen,
als wollt's ihn versuchen.
Aus meiner flachen zitternden Hand
nahm das Tier den Kuchen, ich war wie gebannt.

Mit samtweichem Maul und ohne zu beißen
und ohne mir den Arm auszureißen.
Es schmatzte ganz leise und sehr genüsslich.
Dera Reiter wollte weiter und schimpfte verdrießlich.
Doch der Gaul blieb stehen ganz nah bei mir,
und flüsterte leise: ''Jetzt gehör ich dir.''

Der Reiter fuchtelte wild mit den Armen
und schlug auf das Pferd ein ohne Erbarmen.
Mir war das peinlich, denn es war ja seins.
Doch das Pferd sagte wieder: " Ich bin jetzt deins."
Dem Reiter quoll der Dampf aus den Ohren.
Ich dachte schon jetzt wär ich verloren.

Doch dann stieg er ab
und im Trab
lief der Geisterreiter
zu Fuß weiter.