Armand, der Vampir
Klappentext: 
Vampire aus aller Welt versammeln sich in New Orleans, wo der große Vampir Lestat leblos in einer Kapelle liegt - tot oder im Koma? Während der junge, attraktive Armand noch darüber spekuliert, wird er aufgefordert, aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Dies ist der Auftakt zu einer Geschichte seines abenteuerlichen Lebens zwischen guten und finsteren Mächten - voller Sinnlichkeit und Erotik -, die vom Venedig der Renaissance bis in die Gegenwart führt. 
Eine Freundin hatte mir dieses Buch geliehen, sonst hätte ich es wohl nie angerührt. Zwar hatte ich vor endlosen Zeiten mal "Interview mit einem Vampir" gelesen und es in mäßig guter Erinnerung behalten, aber Vampire reizen mich nicht sonderlich. Vielleicht ist es also unfair, wenn ich dieses Buch als absolut gräßlich, langweilig und überspannt beschreibe. Widerlicher Sex, unglaublich brutaler Crime und jede Menge Langeweile. 
Armand beginnt als verstörtes Kind ohne Erinnerung. Als gehätschelter Zögling eines exzentrischen, uralten Vampirs (Marius ist für mich der einzige Lichtblick des Buches) wandelt er sich zum begehrten Faun, schläft sorglos mit jedem, der hübsch genug ist. Schönheit hat einen fanatischen Stellenwert in der Geschichte, Mittelmaß wird nicht akzeptiert. 
Die Geschichte beschreibt sich so dahin, es ist verwirrend, die von grausam erotischer Abhängigkeit geprägte Beziehung des Jungen zu seinem Meister Marius nervt immer mehr. Zwar beherrscht die Autorin die Kunst des sinnlichen Beschreibens vorzüglich - man riecht Venedig, fühlt den Samt, sieht die großartigen Gemälde - aber so irgendwann will man mal Action. 
Just in diesem Augenblick schlägts denn auch endlich los, und man wünscht sich, den bescheidenen Gedanken nie gedacht zu haben, denn nun wird's eklig, tragisch, aufwühlend. 
Armands Leidensgeschichte beginnt. Leider ist die beschauliche Sightseeingtour beendet, und die Autorin wechselt mit uns in den Formel 1 - Rennwagen. 400 Jahre Leid und Elend ziehen blitzartig an uns vorbei. Ständig verweist sie auf all die anderen Bücher, die sie schon vorher geschrieben hat, und das nervt! Ich kenne die Bücher nicht, wäre aber wohl auch in diesem Fall von dieser Stichwortabhandlung abgeschreckt gewesen. Unendlich viele Fragen bleiben, dafür erfahren wir Dinge, die wir eigentlich gar nicht wissen wollen. 
Zum Beispiel, dass die Vampire wohl den größtenteil ihrer Zeit damit verbringen, über religiöse Themen nachzudenken. Zeitweise dachte ich, einer BIbeldiskussionsrunde beizuwohnen, Gott, Tod, Teufel, die Welt und der Rest werden endlos widergekäut. Und das nervt. 
Endlich landen wir in der Gegenwart. Alle Vampire lieben Armand ganz offensichtlich, ich frage mich nur: warum? Er ist ein jammernder Schwächling, der die meiste Zeit weint, zusammenbricht oder in religiöser Wahnhaftigkeit versinkt. Das Schweißtuch der Verona, all die Ikonen, Heiligen, das Blut Christi. *NERV* 
Irgendetwas widerfährt ihm nun, ein Beinah - Tod - Erlebnis, ein Wunder, verbunden mit einer schicksalshaften Begegnung mit zwei Sterblichen. Die macht er zu seinen - immer noch sterblichen - Kindern. Irgendwie niedlich, aber es nervt doch auch ganz schön. 
Zu guter Letzt hat Marius, Armands Schöpfer, einen wahnwitzigen Einfall, der nicht zu seinem Charakter passt. Offensichtlich hatte Mrs Rice große Mühe, ein rundes Ende für die tröpfelnde Story zu finden. 
Ich habe viele Rezis zu diesem Buch gelesen und erfahren, dass in den anderen Teilen der Chronik Armand ein starker, charismatischer Vampir ist, aufregend und interessant. Zu schade, dass Anne Rice es nicht schaffte, dieses Potential auszuschöpfen! 
Für mich jedenfalls war dieses Buch Zeitverschwendung, und wenn meine Freundin nicht darum gebeten hätte, wäre es schon nach 20 Seiten für immer im Regal gelandet. Ich bin nur froh, dass ich kein Geld dafür verschwenden musste!
aleanjre, 29.10.2004
Ähnliches kann ich über das Buch "Pandora" von Anne Rice sagen.
Ich liebe Vampirgeschichten, habe ich schon immer getan. "Pandora" habe ich genau aus dem Grund geschenkt bekommen und ich habe wirklich versucht es zu lesen. Ich bin nicht einmal bis zur Hälfte gekommen...
"Zum Beispiel, dass die Vampire wohl den größtenteil ihrer Zeit damit verbringen, über religiöse Themen nachzudenken. Zeitweise dachte ich, einer Bibeldiskussionsrunde beizuwohnen, Gott, Tod, Teufel, die Welt und der Rest werden endlos widergekäut. Und das nervt..."
Das war in Pandora genauso. 
Wenn das in allen Anne Rice Büchern so ist, dann brauche ich mir wohl keines mehr anzuschaffen.
Tarik, 29.10.2004
Also ich habe die Chroniken bis Armand. 
Die ersten Bücher hab ich auch noch relativ schnell durch gehabt (ich mag Lestat so *kicher*). Bei Armand hab ich dann aber aufgegeben. Da hab ich noch nicht mal die Hälfte geschafft. Ich fand es recht öde (ne Freundin von mir hat mir dabei soooo vorgeschwärmt, dass es ja soo gut sei). 
Mein Lieblingsbuch aus der Reihe ist eindeutig Memnoch der Teufel. 
Aber ich muss schon zustimmen, manchmal hat man echt das Gefühl, einer Bibeldiskussionsrunde beizuwohnen.
Lilith, 28.12.2004
