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Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland

Ich habe dieses Buch ja schon vorher lange bei amazon.de gesehen. Leider war ich wohl zu schusselig, dass ich den Buch auf die Merkliste und nicht wie gewohnt ins Einkaufswagen brachte.


In diesem (Tage)-Buch gehts um Matsuo Basho, der von 1644 bis 1695 in der Tokugawa-Ära gelebt hatte. Es ist ein Reisetagebuch, also kein Tagebuch a la Anne Frank.

"Oku no hosomichi" (dt. Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland) gehört zu den wichtigesten Werken der klassischen japanischen Literatur. Obwohl es auf den ersten Blick eine sich über fünf Monate im Jahre 1689 hinziehende Wanderung in die nördliche Provinzen Japan festhält, erweist es sich bei genauerer Betrachtung als Buch eines Ideals der Selbstvervollkommnung. Die 150 Tage dauernde und sich über 2400 Kilometer erstreckende Wanderung wird als eine hohe Aufgabe erkannt, die Ineins von Dichtern und Wandern die größten Anforderungen an den Reisenden stellt. Bedürfnislos, asketisch und mit größter Aufmerksamkeit für alle Details ausgestattet, zeichnet Basho im dauernden Wechsel von nüchternen Berichten und hohen lyrischen Momenten Traumhaftigkeit und Vergänglichkeit des menschlichen Daseins beschwörend nach. Ohne ausführlichen Kommentar bliebe dieses Meisterwerk der Weltliteratur, das in vollem Umfang erstmals in deutscher Übertragung vorgelegt wird, seinen heutigen Lesern im wesentlichen unzugänglich.


Übersetzt von G. S. Dombrady, ein Japanologe aus Köln.


ISBN: 3-87162-002-5

Sakura, 31.10.2003

Leseproben:

I. Reisevorbereitungen


"Sonne und Mond, Tage und Monate verweilen nur kurz als Gäste ewiger Zeiten", und so ist es mit den Jahren auch: sie gehen und kommen, sind stets auf Reisen. Nicht anders ergeht es den Menschen, die ihr ganzes Leben auf Booten dahinschaukeln lassen, oder jenen, die mit ihren am Zügel geführten Pferden dem Alter entgegenziehen: tagtäglich unterwegs, machen sie das Reisen zu ihrem ständigen Aufenthalt. Viele Dichter, die vor uns lebten, starben bereits auf der Wanderschaft. Meine Gedanken hören dennoch nicht auf, wohl angeregt durch den Wind, der die Wolkenfetzen jagt, um das stete Getriebenwerden zu schweifen - ich weiß schon gar nicht mehr vom welchem Jahr an.

So war ich denn jene Küsten entlanggestapft, um im vorigen Herbst in meine brüchige Hütte am Fluss zurückzukehren, wo ich das alte Spinngewebe wegfegte - allsobald ging das Jahr zu Ende. Um kaum war das neue angebrochen mit seinem dunstüberzogenen Himmel, kam bereits die Sehnsucht in mir auf, die Grenzbarriere von Shirakawa im Frühlingsnebel zu überschreiten.

Die Gottheiten der Verführung betörten mein Herz und die Wegegötter winkten mir zu, so dass mir keine Arbeit mehr von der Hand ging. Ich flickte daher meine Hose, wechselte das Band meines Wanderhutes und brannte mir Moxa ab unterhalb der Knie.

Im Geiste sah ich bereits den Mond von Matsuhima, als ich meine Wohnstätte anderen überließ und in das Landhaus meines Freundes Sampu zog.


Kusa no to mo
sumikawaru yo zo
hina no ie

Auch mein Grashüttlein
im Wandel der Zeit: Das Puppenfest
erleben andere...


Diesen Vers, als den ersten von acht, ließ ich an den Türpfosten geheftet zurück.


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Es werden da auch vieles erklärt, was Basho eigentlich genau meinte, da die Leser seine Worte nicht so richtig interpretieren können.

Sakura, 04.11.2003