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Lebenserinnerungen der 1. Frauenärztin

Du musst es wagen!
Lebenserinnerungen der ersten deutschen Frauenärztin

(erste Ausgabe 1997, ich habe die 2001-Ausgabe des Rowohlt-Verlages, 7 Euro)

Rückentext:

Die 1872 geborene Autorin ist eine Heldin der Wirklichkeit: die erste deutsche Frauenärztin. Daß sie diesen beruf ergreifen konnte, war keine Selbstverständlichkeit. Sie musste ihren Wunsch gegen ihren Vater und die gesamte medizinische Zunft durchsetzen. Anders als viele ihrer kollegen nahm Hermine Edenhuizen ihre Patientinnen ernst. Später heiratete sie einen Mann, der sich ihretwegen von seiner Familie trennte, ein unglaublicher Skandal. Hermine Heusler-Edenhuizen hat im Alter ihr Leben aufgeschreiben - wir lernen eine mutige Frau kennen, die selbstbewusst und engagiert den Vorurteilen irher Zeit getrotzt hat.


Meine Meinung:

Dieses Buch lege ich allen Frauen und Mädchen ans Herz, die Grenzen überschreiten wollen, und solchen, die studieren oder ein Studium beginnen. Es wird kalr, mit welchen Vorurteilen sich die frauen vor hundert Jahren noch herumschalgen mussten (Denken ist schlecht für die Gebärmutter etc.) und wie sie es trotzdem geschafft haben, für uns heute die Wege zu öffnen! Man weiss, welch ein Glück man hat, dass man so einfach studieren kann und einen Beruf ergreifen. man sieht diese heute so normale tatsache mit adneren Augen.

Hermine Edenhuizen hatte es nciht einfach. Sie wuchs mutterlos als Ersatzmutter für ihre vielen Geschwister auf, und konnte erst weit über 20 mit ihrer geistigen Ausbildung beginnen. Sie besuchte die ersten Gymnasialkurse von Helene Lange in Berlin. Die ersten jahre des Studiums waren hart, frauen waren an den Universitäten unerwünscht, Professoren verweigerten ihnen die Vorlesungen. Die anderen Studenten waren missgünstig. Zu dritt in einem Raum mit hunderten männlcihen Studenten erforderte ein sehr sehr mutiges sich-hinwegsetzen über anerzogene Schamesgrenzen.

Dies ist die Zeit von Bischoff, der Schädelvermessungen durchführte und folgerte,d ass Frauen mit ihrem kleineren Gehirn nicht richtig denken könnten. Hermine Edenhuizen gibt das Statement, dass er nach seinem Tod sein Hirn der Forschung zur Verfügung gestellt hätte und dabei herauskam,d ass es kleiner war als das durchschnittliche Frauenhirn. Nun denn.
Dies ist die Zeit von Möbius, der das Buch "Vom physiologischen Schwachsinn des Weibes" herausgab, ungemein erfolgreich nach 1915. Darin heisst es u.a. dass zuviel denken die Gebärmutter schädigt, Lesen Frauen kurzsichtig macht und die weibliche Wahrnehmung nciht richtig steuerbar und somit chaotisch ist.

Hundert Jahre sind nioch nciht solange her, und das sollte man sich stets vor Augen halten.

Das Buch ist eine Autobiografie und damit ein herrlich authentisches Zeugnis dieser Zeit und dem Kampf der Studentinnen für ihre Bildung.

Nie vergessen werde ich die Passage, in der Hermine Edenhuien beschreibt, dass der härteste und missgünstigste ihrer Abitursprüfer zwanzig Jahre später ihr gestanden habe, dass er unter den Jungen nie so gute Schüler gehabt habe, denn diese Frauen seien mit Verlangen nach Wissen und Lust auf Lernen ausgestattet gewesen, wie er es unter den Knaben nie gesehen hätte.

Toll.

laran, 16.07.2003