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Der Herr der Ringe

 Eines der wenigen Bücher, bei denen man sich den Klappentext schenken kann. Denn selbst wer es nicht gelesen hat, weiß so ungefähr, worum es geht: um Frodo, der Hüter des Ringes der Macht, um Gollum, der den Ring verlor, um Sauron, der das Reich Mittelerde unter seine Herrschaft zwingen will, um Gandalf, den mysteriösen Zauberer, um Aragon, der sich entscheiden muss, ob er sein Schicksal erfüllen will, um Elben, Zwerge, Zauberer...
Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse.
Freundschaft.
Veränderung.
Krieg.
Verrat.
Tapferkeit.
Mythen.
Die Schönheit der Welt.
Um die Taten eines Einzelnen, die die Welt verändern können.
Um die Anstrengung vieler, die nichts bewirken.
Um den Tod, oft so sinnlos und furchtbar.

Die Ringtriologie ist DER Klassiker der High Fantasy. Gemeinsam mit "Der kleine Hobbit" und "Das Silmarillion" erzählt Tolkien hier seine Vision von Mittelerde. Eine Welt, die er erschuf, um seiner in lebenslanger Arbeit erschaffenen eigenen Sprache Raum zu geben, und in der viele nordische Mythen angeliehen wurden. Ich kenne viele Leute, die sich mit dem Buch schwer getan haben, was in erster Linie an der komplexen Sprachdichte liegt. Tolkien war Philologe, und das spürt man in jeder Zeile. Dies ist kein Buch, das man in die Hand nimmt und kurz vor dem Schlafengehen noch schnell 50 Seiten wegschmökert. Hier hat jeder Satz eine Bedeutung, jedes Wort steht an genau der Stelle, wo es hingehört. Wer fit genug ist, sollte um jeden Preis das Original lesen: Tolkiens Sprachmelodie ist wunderbar.
Der langsame Spannungsaufbau trägt dazu bei, dass der ungeduldige Leser die Reise abbricht, noch bevor Frodo Bruchtal erreicht hat. Und das ist sooo schade. Ja, der Weg ist lang und mühsam, aber was gibt es nicht alles zu entdecken!
Es gibt kein Buch, dass ich noch häufiger gelesen habe, in drei Sprachen mittlerweile, und immer noch finde ich Neues.

An diesem Buch muss sich jeder hoffnungsvolle Fantasy - Autor messen lassen, obwohl es bei weitem noch mehr Klassiker der Fantasy gibt, obwohl es so viele verschiedene Subgenre der Fantasy gibt. Die Latte liegt zu hoch. Wer soll Tolkien übertreffen, der das Ringthema über 30 Jahre lang entwickelte? Der die Elbensprache fast 60 Jahre lang perfektionierte? Der den Typus "Elf" geprägt hat wie niemand vor ihm?

aleanjre, 16.08.2006