Grüßt euch !
Es gibt wieder mal was neues von mir ... hoffentlich diesmal nicht wieder einer der "Unvollendeten" *seufz*
Zur Zeit läuft es aber ganz gut und meine Muse gibt mir täglich etwa eine Seite ein *lach*
Ich habe die Story auch schon vor längerer Zeit angefangen .. die ersten zwei Sätze. Hin und wieder kam dann mal wieder ein bissl hinzu und ich wusste nicht, wo mich die Geschichte eigentlich hinführen würde .. ok, das weiß ich jetzt auch noch nicht so wirklich, aber dank einer Buchreihe, die ich grade verschlinge, hab ich ne Ahnung. Und sie mutiert auch fast zu ner Fanfiction .. aber meine Darsteller (vor allem der männliche Hauptdarsteller) ist dann doch etwas out of Character ;)
Egal.. langer Rede kurzer Sinn, hier kommt nun mein neues Werk:
Vollmondnächte
Zum wiederholten Male fragte ich mich, wie ich in diesen ganzen Mist nur hineingeraten war. Eine Frage, die ich mir beim besten Willen nicht beantworten konnte. Vor einigen Tagen war meine Welt noch in Ordnung gewesen und jetzt lag sie, mehr oder weniger, in Trümmern vor mir.
Mein bisheriges Leben war relativ normal verlaufen. Das erste Mal wurde meine kleine heile Welt erschüttert, als meine Eltern bei einem Autounfall vor fünf Jahren ums Leben kamen. Plötzlich war ich mutterseelenallein auf der Welt. Gut, nicht ganz alleine, denn es gab ja noch meine kleine Schwester Christine. Glücklicherweise bekam ich das Sorgerecht für sie und Chris durfte bei mir bleiben.
Obwohl es mir fast das Herz zerriss, beschloss ich, unser Elternhaus zu verkaufen und mit Chris irgendwo neu anzufangen. Ich konnten einfach nicht länger in dem Haus bleiben, das so lange Zeit unser Zuhause war. Es war voll von glücklichen Erinnerungen an unsere Eltern.
Wir zogen hinaus aufs Land. In ein kleines Häuschen, dass schon seit langer Zeit leer gestanden hatte. Keiner hatte es bisher mieten wollen. Irgendwo war das auch ganz verständlich. Auf der anderen Straßenseite befand sich nämlich der alte Friedhof. Er war zwar von einer hohen Mauer umgeben, aber Erdgeschoss des Hauses aus konnte man dennoch den Glockenturm der kleinen Kapelle sehen; Statuen, Grüfte und die verschiedensten Kreuze waren vom ersten Stock aus sehr gut zu erkennen.
Mir machte der Anblick des Friedhofes nichts aus. Ich genoss es sogar, Nachts am Fenster zu sitzen und hinüber zu schauen. Chris war damals noch zu jung, um zu verstehen, warum manche Menschen den Ort der Toten mieden und er ihnen unheimlich war. Ihr gefiel der Friedhof. Während die anderen Kinder meist irgendwo auf den Straßen oder den naheliegenden Feldern spielten, war Christine oft auf dem Friedhof anzutreffen. Irgendwann fragte sie mich sogar, ob ich mit ihr nicht mal abends auf den Friedhof gehen würde. Es war vielleicht keine gute Idee, aber ich tat es.
Ein wenig war mir schon mulmig zumute, als wir bei Dunkelheit den Friedhof betraten. Zum ersten Mal war mir der Friedhof unheimlich. Fast erwartete ich, dass sich meine kleine Schwester ängstlich an mich klammerte oder mit leiser Stimme fragte, ob wir wieder gehen könnten. Aber sie tat nichts dergleichen. Sie ging einfach neben mir her und sah sich um. Hin und wieder blieb sie an einer Statue stehen und sah sie sich an. Nach einer Weile legte sich mein ungutes Gefühl.
Seit jenem Abend gingen wir öfters erst nach Einbruch der Dunkelheit auf den Friedhof. Vor allem an klaren Vollmondnächten zog es uns dort hin.
Eines Abends, wie liefen gerade mal wieder über den Friedhof, hörten wir ein leises Heulen. Erschrocken blieben Chris und ich stehen. Was wir gehört hatten, war eindeutig kein menschlicher Laut. Still lauschten wir in die Nacht hinein. Nachdem wir aber nichts weiter ungewöhnliches hörten, setzten wir unseren Weg fort. Allerdings achteten wir jetzt auf jedes noch so kleines Geräusch. Erst als Chris und ich an den kleinen rückwärtigen Ausgang - dahinter befand sich ein kleines, brach liegendes Feld, dass an einen Wald grenzte - kamen, hörten wir wieder etwas. Aus dem anfänglichen Heulen war nun ein klägliches Winseln geworden. Es klang wie ein verwundeter Hund - ein verwundeter großer Hund.
Es stellte sich heraus, dass Chris weit weniger ängstlich war, als ich. Sie zog mich zum Ausgang, blieb kurz stehen, um zu hören, aus welcher Richtung das Winseln kam und ging dann zielstrebig auf den Waldrand zu. Obwohl es recht dunkel war, entdeckten wir den verletzen Hund sofort, als wir den Waldrand erreichten. Als wir näher kamen, bemerkte ich meinen Fehler. Das dort war kein Hund, es war ein Wolf. Ein ziemlich großer Wolf sogar. Zwar kauerte er auf dem Boden und wirkte ziemlich schwach, aber ich hielt Chris zurück. Ich wollte nicht riskieren, dass der Wolf sie biss. Ich schärfte Chris ein, sich nicht vom Fleck zu rühren, während ich mich vorsichtig dem Tier näherte.
Ich war keine drei Schritte gegangen, als er die Lefzen hochzog und knurrte. Ich blieb stehen und redete beruhigend auf den Wolf ein. Ich redete auch weiter, als er aufgehört hatte zu knurren. Mit misstrauischem Blick verfolgte er jede meiner Bewegungen und ich näherte mich nur noch schrittweise dem Tier. Endlich konnte ich auch die Art seiner Verletzung sehen. Er war mit dem rechten Hinterlauf in eine Bärenfalle geraten und - man konnte es sogar in der Dunkelheit deutlich sehen - hatte schon viel Blut verloren.
Wölfe sah man, auch wenn man auf dem Land lebte, nur äußerst selten, aber trotzdem erkannte ich, dass dieses Exemplar größer als seine Artgenossen war und trotz seiner beachtlichen Größe sah er reichlich abgemagert aus. Ich musste also doppelt so vorsichtig sein. Er war verletzt und zudem höchstwahrscheinlich auch noch sehr hungrig. Ich konnte nur hoffen, dass er zu schwach war, um mich zu beißen, wenn ich ihn aus der Falle befreite. Falls er mich überhaupt so nah an sich herankommen ließ.
Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft hatte, den Wolf soweit zu beruhigen, dass er mich tatsächlich an sich ran ließ. Noch während ich die Falle auseinander drückte, fragte ich mich, wie ich nun sein Bein rausholen könnte. Die Frage war überflüssig. Mit offensichtlich letzter Kraft zog er sein Bein aus der Falle. Ich ließ die Falle wieder zuschnappen und verfluchte leise denjenigen, der sie hier aufgestellt hatte.
Nachdem der Wolf also befreit war, stand ich vor dem nächsten Problem. Chris bestand nämlich darauf, das verletzte Tier mit nach Hause zu nehmen und ihn Gesund zu pflegen. Wir könnten ihn ja schließlich nicht einfach hier zurücklassen, nach dem wir ihn aus der Falle befreit hatten. Er war verletzt, geschwächt und hungrig und würde ohne Pflege wohl nicht lange überleben. Somit hätten wir ihn ja nicht aus der Falle zu befreien brauchen, argumentierte sie. Seufzend gab ich ihr recht.
Ich fragte mich, wie ich ihn nach Hause bringen sollte. In unserem Geräteschuppen befand sich zwar ein Leiterwagen, aber ich konnte meine kleine Schwester nicht einfach hier lassen. Sie weigerte sich nämlich, den Wolf zurück zu lassen. Auch wollte ich sie nicht den langen Weg alleine zum Haus und zurück gehen lassen. Mir blieb demnach nur eine Möglichkeit. Ich musste den Wolf tragen.
Wieder begann ich mit dem Wolf zu reden. Ich erklärte ihm, was ich vor hatte. Es kostete mich einige Anstrengung, ihn hochzuheben und zu tragen, aber er ließ es ohne erkennbaren Widerwillen geschehen. Als ob er verstanden hätte, dass ich ihm helfen wollte. Er mochte abgemagert sein, aber schwer war er trotzdem noch. Ich hatte noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurück gelegt, als ich eine Pause einlegen musste. Vorsichtig setzte ich ihn ab, um eine Weile zu verschnaufen.
Gerade als ich zu dem Schluss kam, dass ich ihn nun weiter tragen konnte, spürte ich, wie mich der Wolf mit der Schnauze stupste. Verwundert sah ich zu ihm herunter und stellte fest, dass er zitternd vor mir stand. Langsam setzte er sich in Bewegung, blieb nach ein paar Metern stehen und drehte den Kopf zu uns, um zu sehen, ob wir ihm folgten. Als wir ihm schließlich folgten, ging er langsam weiter.
Wir hatten den Ausgang fast erreicht, als der Wolf sich schwer atmend auf den Boden sinken ließ. Ich ließ ihn ein wenig verschnaufen, bevor ich ihn wieder hochhob und die letzten Meter zu unserem Haus trug.
In den nächsten Tagen pflegten Chris und ich den Wolf. Täglich versorgten wir seine Verletzung und gaben ihm genügend zu fressen. Von Tag zu Tag ging es ihm besser und wir richteten ihm einen warmen Platz im Geräteschuppen ein.
Eines Morgens kam Chris leicht verstört in mein Schlafzimmer und erklärte aufgeregt, dass Blacky weg war. Ich brauchte einen Moment bis ich begriff, dass sie den Wolf meinte. Ich stand auf, zog mich an und machte mich auf die Suche. Chris war todunglücklich, als ich ihr bestätigte, dass er fort war. In den wenigen Tagen hatte sie den Wolf in ihr Herz geschlossen. Ich musste zugeben, dass ich ihn im Laufe des Tages auch zu vermissen begann. Als ich unser Abendessen vorbereitete, legte ich schon automatisch ein großes Stück Fleisch für den Wolf zur Seite, bevor mir einfiel, dass er ja nicht mehr da war. Wahrscheinlich streifte er gerade jetzt durch die Wälder auf der Jagd nach einem Hasen oder was er sonst zu fressen pflegte.
Zwei Tage später war er wieder da. Ich ging gerade in den Garten, als er angerannt kam. Eine Weile stand er vor mir und sah mich an. Schließlich kam er näher und stupste mit seiner Schnauze meine Hand an. Er wollte gekrault werden. Grinsend ging ich in die Hocke und tat ihm den Gefallen.
Chris freute sich sehr, dass er wieder da war. Ich saß auf der Terrasse und sah zu, wie Chris sich mit dem Wolf beschäftigte. Sie spielte den ganzen Nachmittag mit ihm, warf Stöckchen, als wäre es ein ganz normaler Hund und kein wilder Wolf. Er ließ es sich gefallen und machte brav mit. Als er keine Lust mehr hatte, trottete er zu mir und legte sich neben mich auf den Boden. Als es langsam Dunkel wurde, stand er auf und rannte davon.
Die nächsten Wochen liefen alle ähnlich ab. Er tauchte auf, blieb ein paar Stunden und verschwand wieder. Manchmal blieb er länger, begleitete uns auf unseren Spaziergängen über den Friedhof, verschwand wieder für ein paar Tage.
Vor ein paar Tagen dann, passierte es.
Christine war in der Schule und ich saß - wie immer bei schönem Wetter - auf der Veranda und ging meiner Arbeit als freie Journalistin und Autorin nach. Black, der Wolf, lag neben mir und behielt alles wachsam im Auge. Plötzlich sprang er auf und rannte in den Geräteschuppen, dessen Tür immer ein Spalt weit für ihn offen stand. Wahrscheinlich hatte er ein kleines Tier gewittert und wollte es nun fangen.
Keine fünf Minuten später kam ein Mann um das Haus gelaufen. Da ich es weder klopfen noch klingeln gehört hatte, musste er einfach so herum gegangen sein. Er war fast 1,80m groß, trug eine alte Jeans, die an mehreren Stellen Löcher aufwies, und ein verwaschenes T-Shirt, dessen Farbe früher wohl mal Schwarz gewesen sein mag.
"Wo ist er?" fragte er, als er vor der Veranda stehen blieb.
"Wie bitte?" verdattert sah ich ihn an.
"Ich will wissen, wo Jeremy ist!"
"Ich habe keine Ahnung, von wem Sie sprechen. Dies ist ein Privatgrundstück und außer mir ist niemand da. Wenn Sie also nun bitte wieder gehen würden."
"Hören Sie, Lady, es wäre besser, wenn Sie mir jetzt gleich sagen, wo er ist. Ich weiß genau, dass er heute hier war. Also, wo versteckt er sich?"
"Anscheinend verstehen Sie nicht. Ich bekomme hier draußen recht selten Besuch, was mir ganz recht ist. Außer mir ist und war niemand hier. Verlassen Sie nun bitte mein Grundstück!" Der Fremde betrat die Veranda; starrte mich mit kaltem Blick an und ich fragte mich, wo der Wolf war, wenn man ihn brauchte. Ich bekam es langsam wirklich mit der Angst zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was dieser Mann wollte oder von wem er sprach. Und nun kam er auch noch bedrohlich näher.
"Du kannst die Frau in Ruhe lassen Frank, ich bin hier."
Mir klappte die Kinnlade, als ich zum Geräteschuppen sah. Dort stand ein weiterer mir fremder Mann, aber im Gegensatz zum ersten trug dieser hier keine alte Jeans und kein verblasstes T-Shirt. Genaugenommen trug er rein gar nichts. Er war gut einen Kopf größer als dieser Frank, hatte einen Waschbrettbauch und genau die richtige Menge an Muskeln an den richtigen Stellen. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
"Endlich habe ich dich gefunden. Hat lange genug gedauert" meinte Frank.
"Hättest du deine Nase eingesetzt, hättest du mich schon viel früher finden können. Aber an so was denkt euresgleichen ja nicht. Was willst du Frank?"
"Was ich will? Was werde ich von dir wohl wollen, Jer? Ich will dich herausfordern!"
"Mich herausfordern? Und dazu suchst du mich weiß Gott wo? Das hättest du leichter haben können. Du weißt genau, wo ich wohne. Warum also diese kleine Jagd?"
Die beiden Männer unterhielten sich, als wäre ich nicht anwesend. Sie beachteten mich überhaupt nicht. Ich saß auf meinem Stuhl und konnte die beiden nur beobachten. Was war hier auf einmal los? Mir nichts dir nichts tauchten hier zwei fremde Männer auf, einer davon sogar nackt, und redeten über eine Jagd und eine Herausforderung. In welchem Film bitte schön war ich jetzt gelandet?
"Klar doch, ich hätte dich auf deinem Territorium herausfordern können, wenn ich es lebend bis zu deinem Haus geschafft hätte. Du weißt genau, dass deine Leute mich nie bis zu dir vorgelassen hätten. Genau aus diesem Grund habe ich einfach gewartet, bis du deine schützende Höhle verlässt. Die Warterei hat sich gelohnt. Endlich kann ich dich fordern und keiner deiner Beschützer ist in der Nähe."
"Hm, wahrscheinlich hast du da sogar recht" antwortete Jer und fuhr sich seufzend mit einer Hand durch seine schwarzen Haare.
"Nun, ich nehme deine Herausforderung an. Sag mir Zeit und Ort und ich werde da sein."
"So funktioniert das nicht, Jer. Du tauchst dort dann nicht alleine auf. Hast deine Leute im Schlepptau und ich hätte somit nicht die geringste Chance. Wir machen es hier und jetzt" sagte Frank, zog sein T-Shirt aus und begann seine Jeans aufzuknöpfen.
Die Show, die die beiden ablieferten, wurde immer besser. Ich fragte mich, ob es in der Nähe neuerdings etwa ein Nudistenclub für Kampfsportler gab oder aus welchem Irrenhaus die Beiden ausgebrochen waren.
"Hier und jetzt? Das glaube ich kaum. Schon gar nicht vor einer Außenstehenden!"
"Außenstehende? Dass ich nicht lache. Du gehst hier schon seit einiger Zeit ein und aus und willst mir nun weiß machen, dass sie von allem nichts weiß? Vergiss es Jeremy! Wir regeln das Ganze sofort in einem fairen Kampf. Ich warte sogar, bis du soweit bist, als Zeichen meines guten Willens. Der Gewinner bekommt alles ... inklusive deiner bezaubernden Lady hier und auf diesen Leckerbissen freue ich mich jetzt schon."
"Also jetzt reicht es mir aber. Ich habe keine Ahnung, wer sie beide sind und was für Spielchen sie hier spielen und es ist mir auch völlig egal. Wenn sie nicht augenblicklich mein Grundstück verlassen, werde ich die Polizei rufen." Ich war aufgestanden und wollte gerade ins Haus gehen, als dieser Frank mit einem Satz bei mir stand und mich bedrohlich anstarrte.
"Du, Schätzchen, rührst dich nicht von der Stelle! Bleib schön auf deinem Stuhl sitzen, dann passiert dir während des Kampfes auch nichts. Und hinterher überlege ich mir, was ich mit dir mache. Wer weiß, vielleicht mache ich dich sogar zu meiner Gefährtin, je nachdem, was du so zu bieten hast."
Ich wollte gerade den Mund aufmachen und ihm sagen, was ich davon hielt, Schätzchen genannt zu werden, als er mich auf den Stuhl stieß.
"Ich sagte, du sollst dich hinsetzen und dich nicht mehr rühren!"
"Lass sie in Ruhe und du bekommst deinen Kampf. Hinter dem Friedhof gibt es ein freies Feld. Du gehst vor." Jeremy war näher gekommen und starrte seinerseits nun Frank bedrohlich an. Dieser überlegte nur eine Sekunde, dann machte er sich lachend auf den Weg.
"In Ordnung. Kannst dich noch von deiner Süßen verabschieden. Ich erwarte dich in fünf Minuten."
"Es tut mir leid. Ich hätte damit rechnen müssen, dass er mit irgendwo auflauert. Ich habe Sie unnötig in Gefahr gebracht. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich kümmere mich um ihn. Frank wird Sie kein zweites Mal bedrohen."
Er warf mir noch mal einen entschuldigenden Blick zu und folgte Frank. Nachdem Jeremy aus meinem Blickfeld verschwunden war, saß ich immer noch auf meinem Stuhl und fragte mich, was hier in den letzten Minuten eigentlich passiert war und was ich nun tun sollte. Die Polizei anrufen? Und ihnen was sagen? "Hallo, hier waren gerade zwei Verrückte auf meinem Grundstück. Einer war total nackt und der andere hat mich bedroht und jetzt prügeln sie sich gerade auf dem Feld hinter dem Friedhof."? Klar. Die würden nur lachen und auflegen. Solange niemand ausgeraubt und umgebracht wurde, rühten die keinen Finger. Wozu auch. Wir lebten auf dem Land in einer ruhigen beschaulichen Kleinstadt - wobei Kleinstadt schon übertrieben war - in der wirklich nur selten etwas passierte. Das schied also aus. Ich konnte nur noch versuchen, den Vorfall einfach zu ignorieren, so tun, als ob das alle Tage mal vorkommen konnte, oder nachsehen, was die zwei auf dem Feld trieben.
Ich schaffte es genau 5 Minuten so zu tun, als ob nichts geschehen wäre, dann hielt ich es nicht mehr aus und machte mich auf den Weg. Immerhin gehörte ich zu der "Siegprämie".
Wenig später stand ich am Hinterausgang des Friedhofs und suchte nach zwei Gestalten auf dem Feld. Aber statt Jeremy und Frank konnte ich nur Black erkennen, der mit einem anderen - braunen - Wolf spielte. Nein. Halt. Das sah nicht nach einem Spiel aus. Das war ernst. Knurrend umrundeten sie sich, sprangen sich an und bissen wild drauf los. Für Black sah die Sache nicht allzu gut aus. Zwar hatte er dem anderen Wolf auch schon einige Wunden zugefügt, hatte aber selbst auch schon zahlreiche Wunden abbekommen. Black mochte geschickter vorgehen, aber der andere war stärker.
Plötzlich knickte Black ein, er musste in ein Kaninchenloch getreten sein, und der braune Wolf nutzte seine Chance und warf ihn richtig zu Boden. Zähne fletschend stand er über ihm. Ich wusste, wenn jetzt nicht ein Wunder geschah, würde er Black die Kehle rausreißen. Der Braune ließ sich Zeit, als wolle er erst seinen Triumph auskosten. Auf einmal hob er den Kopf und blickte zum Wald hinüber. Ich tat es ihm gleich und sah, wie zwei weitere Wölfe zwischen den Bäumen hervortraten. Zähnefletschend kamen sie näher, bis ein Laut von Black die beiden innehalten ließ. Als der Braune sich wieder Black zuwand, reagierte ich ohne groß zu überlegen. Ich hob ein paar Steinchen auf und warf sie nach ihm. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass er Black tötete. Just in dem Moment, als ich die Steine warf, fragte ich mich, was ich tun würde, wenn der Wolf nun auf mich los gehen würde. Mit ein paar Steinchen konnte ich ihn sicherlich nicht vertreiben. Unbewaffnet war ich für ihn leichte Beute.
Er reagierte, wie ich es mir dachte. Er ließ von Black ab. Allerdings starrte er mich jetzt an und ließ ein tiefes Knurren ertönen. Die anderen beiden Wölfe nutzten die Ablenkung und kamen näher heran. Der Braune bemerkte sie erst, als sie bereits in Sprungweite waren. Anscheinend erkannte er, dass seine Chancen nun sehr schlecht standen und preschte davon. Die zwei Wölfe setzten ihm nach. Somit hatte ich erreicht, was ich wollte. Black war außer Gefahr.
Langsam stand er wieder auf und heulte los. Die zwei Jäger kamen schlitternd zum Stehen und rannten schließlich zu Black zurück. Als der Braune bemerkte, dass er nicht mehr verfolgt wurde, änderte er seine Richtung. Leider war es die falsche, denn jetzt steuerte er direkt auf mich zu.
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