Das kleine Buch vom wahren Glück
190 Seiten, 6 Euro
Herder Spektrum 2001/2003
ISBN 3-451-07007-3
Mein derzeitiges Lieblingsbuch! 
Kurze Abschnitte von 1-2 Seiten laden zum Innehalten und Mutschöpfen auf unserem (Lebens-)Weg ein. Viele Gedanken und Impulse für ein zufriedenes, angstfreies, reicheres, ... – glücklicheres – Leben.
Leseprobe (einer der längeren Passagen):
Der Weg zur Herzensruhe
„Der, der ich bin, grüßt wehmütig den, der ich sein möchte.“ Hinter diesem Satz des dänischen Philosophen Kierkegaard steckt eine Erfahrung, die wir alle kennen: Unsere Realität – so wie wir sind – und unser Ideal – unsere Vorstellung davon, wie wir eigentlich sein möchten – klaffen oft genug auseinander. Es ist durchaus verständlich, dass jeder Mensch gern ein Ideal repräsentieren will. Ideale sind im Prinzip auch durchaus positiv, sie haben die Kraft, unser Wachstum herauszufordern; Ideale brauchen wir, damit wir herausgelockt werden aus unseren Bequemlichkeiten. Aber leider identifizieren sich viele mit ihrem Ideal in einem Maß, dass sie nicht mehr den Mut haben, sich erst einmal so anzunehmen, wie sie sind. Sie weigern sich, ihre Realität anzunehmen. Sie meinen, sie seien nur dann beliebt, sie würden nur dann anerkannt von anderen Menschen, wenn sie etwas vorweisen könnten, wenn sie etwas besser könnten als andere. So verschmelzen sie nahezu mit ihrer Idealvorstellung. Viele sind besessen von einem Urmisstrauen, dass sie so, wie sie sind, nicht anerkannt werden. Sie sagen sich: Wenn du wüsstest, wie ich wirklich bin, könntest du mich nicht mehr akzeptieren. Oder: Wenn die Menschen wüssten, wie es in mir ausschaut, welche Fantasien ich habe, dann hätten sie keine Achtung mehr vor mir. Diesem Urmisstrauen nicht zu verfallen, dass ich mich so, wie ich bin, den anderen nicht zumuten möchte, nicht in diese Falle zu tappen, verlangt Demut; es verlangt Mut zur eigenen Wahrheit – und Mut, die eigenen Schattenseiten zu akzeptieren. Es tut schlicht weh. Aber Verleugnung ist kein Weg zum Glück und zum inneren Frieden. Die eigene Wahrheit in aller Demut anzunehmen führt viel eher zur Ruhe des Herzens.
Silbereule, 30.06.2003
Noch eine Leseprobe:
Grenzen des Mit-Leidens
Wenn Du anderen helfen willst, dann musst Du mit ihm fühlen und leiden können. Aber Du brauchst zugleich auch eine gewisse Distanz zu seinem Leiden. Wenn Du mit seinem Leiden gleichsam verschmilzt, wenn Du keine Grenze hast zu seinem Leid, dann gehst Du unter im Meer seines Leidens, ohne ihn daraus retten zu können. Es gibt ein Mitleid, das keine Grenze kennt. Das Mitleid, das Jesus in der Bibel meint, ist anders. Ich kann mein Herz dem anderen nur öffnen, wenn ich in meiner Seele zuhause bin, wenn ich in mir einen festen Stand habe, wenn ich in Gott ruhe. Wenn ich mit dem andern grenzenlos mitleide, dann bedauere ich mich selbst, wie schlimm die Welt ist. Aber ich werde das Leid dadurch nicht lindern.
Noch mehr ...
Wer klammert, verweigert das Leben
Gelassenheit fordert auch ein Lassen von mir selbst. Ich soll mich selbst nicht festhalten, weder meine Sorgen, noch meine Ängste, noch meine depressiven Gefühle. Viele Menschen klammern sich an ihren Verletzungen fest. Sie können sie nicht lassen. Sie benutzen sie als Anklage gegen die Menschen, die sie verletzt haben. Aber damit verweigern sie letztlich das Leben. Wir sollen auch unsere Verletzungen und Kränkungen lassen. Du brauchst einen Engel der Gelassenheit, der dich unterweist in der Fähigkeit, Dich von Dir selbst zu distanzieren, zurückzutreten und Dein Leben von einem Stand jenseits Deiner selbst, anzuschauen.
Frieden breitet sich aus
Von der Erfahrung des inneren Friedens gehen auch friedvolle Gedanken zu meinen Mitmenschen. Da haben feindliche und ärgerliche Gedanken keinen Raum. Friede ist für mich nicht zuerst ein Appell, dass ich mit allen friedlich leben sollte. Vielmehr entspringt der Friede zu den Menschen der Erfahrung meines inneren Friedens. Ich muss dann gar keinen Frieden schaffen. Es ist in mir Friede. Und der breitet sich von allein aus.
Silbereule, 08.07.2003
